kleiner Evolutionsüberblick


 

Folgen der Domestizierung

 

Mutter Natur hat unsere Pferde an das Leben in der Steppe angepasst. Das betrifft alle Eigenschaften der Tiere – vom Bewegungsapparat über die Nahrungsverwertung bis hin zum Aufbau und zur Funktion der Zähne. Schauen wir uns also an, wie unsere Vierbeiner lebten, als der Mensch noch nicht in die Natur eingegriffen hatte: Damals nahmen Pferde bei ständiger Bewegung über den Tag verteilt Futter auf, bis zu 18 Stunden lang. Dieses Futter bestand aus Rinden, Ästen und Zweigen sowie hartem Steppengras.

Damals wie heute rupfen Pferde das Gras mit den Schneidezähnen ab und schieben es in Wickeln zwischen die Backenzähne, wo es gemahlen wird. Bei diesen Mahlvorgängen werden die Zähne abgenutzt. Um die Abnutzung auszugleichen, haben die Pferde sechs bis acht Zentimeter lange Zähne, die jedes Jahr zwei bis drei Millimeter aus dem Kiefer herausgeschoben werden. Die Abnutzung und das Nachschieben sollte sich die Waage halten – so hat die Natur es vorgesehen.

Seit ihrer Domestizierung hat sich eine Menge für die Tiere geändert. Im schlimmsten Fall stehen sie 24 Stunden am Tag in einer Box, in besseren Fällen im Offenstall. Im Stall fressen die Pferde meist nicht in physiologischer Haltung, sprich mit dem Kopf am Boden.

Im Sommer dürfen viele Pferde auf die Weide (wenn sie nicht bereits einer sogenannten Zivilisationskrankheit leiden). Die Futteraufnahme in Bewegung kommt der natürlichen Lebensweise der Tiere zwar am nächsten, weist aber trotzdem enorme Unterschiede auf. Unser heutiges Gras wurde für Milchkühe gezüchtet und weist eine viel weichere Struktur auf als Steppengras. Dadurch entsteht weniger Zahnabrieb, und der Kauausschlag verringert sich mit der Zeit immer mehr. Äste und anderes Gehölz zum Knabbern stehen den wenigsten Pferden zur Verfügung.

In der freien Wildbahn hatten Pferde mit schlechtem Gebiss keine guten Überlebenschancen und konnten sich somit auch nicht lange fortpflanzen. Wir Menschen achten beim Züchten aber zu wenig auf den Kauapperat. So findet heute keine ausreichende Selektion in Bezug auf gesunde Zähne statt und einige Probleme werden von Generation zu Generation weitergegeben.


Was bedeutet das für uns


 

Weil die natürliche Balance aus Abnutzung und Nachwachsen der Pferdezähne gestört ist (siehe Folgen der Domestizierung), ist es unsere Pflicht als Besitzer, das Gebiss unserer Pferde regelmäßig kontrollieren und bearbeiten zu lassen, ähnlich wie wir es auch bei den Hufen tun. Nur so können wir unseren Tieren Krankheit, Leiden und Verlust der Lebensqualität ersparen

 

Mögliche Symptome von Zahnproblemen können sein:

  • übler Geruch aus dem Maul
  • schlechte Futterverwertung
  • Schlundverstopfung
  • Backen mit Futter polstern
  • Veränderungen in der Rittigkeit, wie z.B. Kopfschlagen, nicht ans Gebiss treten, deutliche Schiefe
  • Wickel ausspucken
  • einseitig Nasenausfluss
  • grobe Fasern im Kot
  • Gewichtsverlust bei ausreichendem Nahrungsangebot

 

Manche Pferde zeigen nach Außen keine Probleme, haben aber trotzdem schwere Befunde. Sicherheit verschafft nur die regelmäßige Kontrolle durch ausgebildete Fachleute.